Er lehnt lässig an der Mauer, und spricht Wenn du willst kannst du bei mir schlafen ich habe noch ein Zimmer.
Intro Kein Zuhause, kein Frieden
Die Wut sitzt tief. Mein Bruder hat es mal wieder geschafft, mich so zur Weißglut zu treiben, dass ich nicht mehr unter seinem Dach schlafen kann – nicht will. Zu stolz, zu verletzt. Ich bin rausgestürmt, ohne Ziel, nur mit der Gewissheit, dass ich heute Nacht nicht nach Hause zurückkehre.
Und dann treffe ich ihn. Diesen Typen.
Ausgerechnet ihn. Der Kerl aus der Gang, den mein Bruder genauso wenig leiden kann wie ich. Oder zumindest dachte ich das. Da ist was zwischen uns, irgendwas, das unausgesprochen in der Luft hängt, eine unausweichliche Spannung. Doch keiner von uns spricht es aus. Vielleicht, weil wir es selbst nicht verstehen. Vielleicht, weil es sicherer ist, zu schweigen.
Er lehnt an der Wand, Zigarette zwischen den Fingern, mustert mich mit einem Blick, der viel zu viel sieht.
„Hast wohl keinen Schlafplatz mehr, was?“ Seine Stimme trägt diesen abfälligen Ton, der mich noch mehr auf die Palme bringt.
„Geht dich nichts an.“
Er zuckt mit den Schultern, nimmt einen Zug. „Vielleicht doch.“
Und ich frage mich, ob ich wirklich so verzweifelt bin, dass ich ausgerechnet ihn um Hilfe bitten würde.
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