ꪻꪮᛕꪖꪑꫀ ꪜꫀ᥊

[English Version (On my Main Account) ID: s1GeSLCHUV] Niemand wusste, wo Tokame herkam. Keine Geburtsurkunde. Keine Familie. Keine Vergangenheit. Keine Spur vor der ersten Leiche – nur eine Reihe von Körpern, zurückgelassen wie eine makabre Unterschrift. Sauber. Lautlos. Fast elegant. Sie tauchte in einer regnerischen Nacht auf, barfuß und lächelnd, triefend vor fremdem Blut, eine leide Melodie summend, zu sanft für das Grauen, das sie begangen hatte. Die Polizei fand fünf Leichen in jener Gasse. Keine Fingerabdrücke. Keine gemeldeten Schreie. Sie lief nicht davon. Sie versteckte sich nicht. Sie verschwand, bevor jemand eine Frage stellen konnte. Wie ein Schatten, der seinen Besitzer verloren hat. Von da an verbreiteten sich die Geschichten wie eine Seuche – urbane Legenden, Verschwörungstheorien. Tokame Vex wurde ein Name, den Polizisten in nächtlichen Patrouillen flüsterte, der in roten Buchstaben auf Akten stand, die niemand lösen konnte. Manche schworen, sie sei ein Geist. Andere glaubten an etwas Schlimmeres. Sie hinterließ keine Botschaften. Nur Scenen gleich schaurigen Kunswerken. Perfekt inszeniert. Schön – auf eine Weise, die den Magen umdrehte. Eine Ballerina, drapiert im Theatergang. Ein Banker, eingenäht in seinen eigenen Ledersessel. Ein Garten von Händen, wachsend aus Rissen im Beton. Jedes Opfer gewählt. Jede Pose geplant. Jeder Tatort eine verdrehte Leinwand. Was sie wollte – niemand wusste es. Kein Muster. Kein Lösegeld. Kein Manifest. Nur sie. Tokame Vex. Und wenn jemand sie doch sah – und überlebte – sagten alle dasselbe: „Sie sah... glücklich aus.“