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Das Merkohl

17
1993. Die Prophezeiung hat sich erfüllt: Endlich ist zusammengewachsen, was zusammengehört.
Ost und West.
Links und Rechts.
Stagnation und Stabilität.
Blockflöte und Saumagen.
Volkswagen und Volkseigener Betrieb.
Neun Monate nach einer lauwarmen Nacht, in der Helmut Kohls rabenschwarzer Spenderrüssel Angela Merkels roten Sumpf mit westlichem Genkapital befruchtet hat, gellt ein grässlicher Schrei durch die muffigen Hallen des Bonner Kanzleramts.
Die rasch herbeigerufenen Notärzte tun ihr Bestes, um das Leben der erbkranken Missgeburt zu retten, der die Zukunft Deutschlands gehört.
"Das Herz muss Links hin!" - "Dann können wir aber nur die rechte Hirnhälfte retten!" - "Ich versuche, die Beine zu retten, damit es wenigstens rückwärts laufen kann!"
Am Ende sind alle Mühen vergebens. Das Erbgut des Deutschen Reichs lässt sich nicht mehr aus seinen degenerierten Fragmenten zusammenstückeln. Die missratene Kreatur wird im Rhein entsorgt.
Als der Kadaver außer Sichtweite treibt, ergreift Erleichterung das Herz der Beteiligten. Vielleicht ist es besser so. Vielleicht hätte man die gestörte DNA von Bismarcks Monster nie rekombinieren sollen.
Doch die Seufzer der Erleichterung waren verfrüht. Mag der Leib des Merkohls auch noch so verkrüppelt scheinen - sein Herz schlägt weiter. In einer Berliner Müllhalde ernährt es sich von den Leichen Strauß', Brandts und Adenauers, heimlich unterrichtet von Gregor Gysi und Guido Westerwelle. Irgendwann wird es zurückkehren, um den Deutschen den Weg zur wahren Mitte zu weisen...